Seit Bekanntgabe der offenbar signifikanten Investments der Londoner Natixis-Tochtergesellschaft H2O in Bonds von Unternehmungen, die mit der Holding des deutschen Investors Lars Windhorst in Verbindung stehen, haben Anleger in großem Stil Gelder aus H2O-Fonds abgezogen. Wie aus unseren Daten hervorgeht, haben Anleger seit Bekanntgabe der Verbindungen zwischen der Tennor Holding B.V. und H2O am 19. und 20. Juni gut 900 Millionen Euro aus den 23 in Europa vertriebenen H2O-Fonds abgezogen. Das in diesen Fonds investierte Vermögen sank von 25,5 Milliarden Euro am 18. Juni, dem Tag vor Bekanntgabe des H2O-Engagements bei der Windhorst-Holding, auf 23,8 Milliarden Euro am 20. Juni.
Der Fonds H2O Adagio, der größte Fonds der H2O-Reihe, musste an den beiden Handelstagen mit 460 Millionen Euro die höchsten Abflüsse hinnehmen; der H2O Allegro verlor gut 200 Millionen Euro.
Rating des H2O Allegro wurde ausgesetzt
Wir hatten bereits am 19. Juni das Analyst Rating „Bronze“ des Fonds H2O Allegro bis auf weiteres auf „Under Review“ gesetzt. Per Ende Februar waren gut vier Prozent der Fonds-Assets in den illiquiden Bonds investiert, die von Unternehmen emittiert wurden, die in Verbindung mit der Tennor Holding stehen.
Die Financial Times hatte am vergangenen Mittwoch berichtet, dass die H2O-Fonds „Adagio“, „Allegro“, „Moderato“, „Multibonds“, „Multistrategies“ und „Vivace“ über 1,4 Milliarden Euro in Bonds mit Bezug zu Lars Windhorst investiert hatten.
In normalen Zeiten mögen derartige illiquide Positionen nicht für die Performance der H2O-Fonds maßgeblich sein; allerdings hat sich das in den vergangenen Tagen gründlich geändert. Wie H2O am 24. Juni mitteilte, wurden inzwischen „Teile der nicht-gerateten privaten Bonds veräußert“, die nunmehr unter zwei Prozent des verwalteten Vermögens von H2O ausmachten.
Offenbar haben diese Verkäufe unter erschwerten Bedingungen stattgefunden; H2O berichtet von Preisabschlägen von zwischen drei und sieben Prozent bei seinen Fonds infolge der Transaktionen, was auf die hohen Spreads zurückzuführen ist, die den Verkauf der illiquiden Titel offenbar erschwerten. Das illustriert das hohe Konzentrationsrisiko bei den Bonds, die zwar von verschiedenen Emittenten stammen, die aber gesamtheitlich mit der Person Windhorsts in Zusammenhang stehen.
H2O-Chef Crastes seit Mai im Aufsichtsrat von Tennor Holding
Bedenklich stimmt zudem, dass der CEO von H2O, Bruno Crastes, seit Mai dieses Jahres ein Aufsichtsratsmandat bei der Tennor Holding inne hat. Das könnte ein Interessenkonflikt darstellen, weshalb wir die möglichen Implikationen für Investoren zunächst untersuchen wollen, bevor wir ein neues Rating für den Fonds H2O Allegro vergeben. Der Fonds hat - wie etliche andere H2O-Fonds auch, mit spektakulären Performance-Erfolgen in den vergangenen Jahren auf sich aufmerksam gemacht. Die Retail-Tranche des Allegro, ein Global Macro Fonds, legte in den vergangenen drei Jahren pro Jahr um gut 24 Prozent zu. Dies zog Zuflüsse von gut 1,3 Milliarden Euro nach sich.
Der Investor Lars Windhorst gilt als schillernde Figur in der deutschen Finanzszene. Er trat bereits in sehr jungen Jahren öffentlichkeitswirksam in Erscheinung und wurde vom seinerzeitigen Bundeskanzler Helmut Kohl Mitte der 1990er-Jahre als Vorzeigeunternehmer hervorgeheben. Die Karriere des heute 42-Jährigen verlief bisher volatil; Erfolge und Misserfolge, einschließlich zweier Insolvenzen, werden zeitlich durch die Höhen und Tiefen der Aktienmärkte seit Ende der 1990-er Jahre widergespiegelt.
Doch diese wechselvolle Karriere hat Investoren wie den Asset Manager H20 nicht davon abgehalten, in die Bonds der Windhorst-Unternehmungen zu investieren, und das in signifikantem Ausmaß, wie das Beispiel des H2O Allegro zeigt. Zwar waren nach unseren Daten per Ende Februar nur 7,5 Prozent des Vermögens dieses Fonds, der zumeist in Währungen und Staatsanleihen investiert, in Unternehmensanleihen angelegt. Der überwiegende Teil dieser Corporates steckte allerdings in besagten Papieren mit Windhorst-Bezug.
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